30 Jahre später

Habe ich „La dolce vita“ noch einmal gesehen. Und bin genau so erschüttert wie an dem Tag, als ich zum ersten Mal für den Abendfilm im Fernsehen aufbleiben durfte.
In der Kühnheit der Moderne – Tempo/Stil/Aufbruch – bekomme ich etwas atemberaubend Schönes gezeigt und gleichzeitig wird mir die Zerstörung und Banalisierung dessen vorgeführt. Was bleibt am Ende? Der Ausblick auf ein junges Mädchen.
Meine Identifikationsfigur? Maddalena, Anouk Aimee, düster, kompromißlos und doch sensibel und zugewandt.
Ich habe lange keinen Schwarzweiß-Film ästhtetisch so faszinierend gefunden. Nichts ist zufällig, kein Hell, kein Dunkel, kein Gegenstand.
Mir fällt auf, daß Melancholie noch ein zugelassenes Gefühl war, wenn auch vorwiegend hinter vorgehaltener Hand darüber geredet wurde. Heute ist dieses Gefühl endgültig im Bereich des Pathologischen gelandet, heißt Depression und es gibt Medikamente dafür. Wir haben die Schraube der Spaßgesellschaft noch weiter angezogen. Süßer kann ein Leben nicht mehr sein. Allzeit bereit zur Freude

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