Durch den Tag Durch die Nacht

Wie lange sich dieser Altweibersommer wohl noch hält? Ich stöckele im Seidenkleidchen durch das alte Westberlin. Sitze mit der Freundin und deren Freunden zu Ehren ihres Geburtstages im Biergarten unter der Kastanie. Esse Semmelnknödeln und Schokoladenkuchen ohne katastrophale Nebenwirkungen(!).
Sie streut Rosenblätter auf die Gesellschaft. Ein wunderschönes kleines Fest.
Dann KaDeWe. Wintermäntel probieren. Denn es ist Zeit, der Sommer war sehr groß. Die Freundin redet mir die langen, russisch aussehenden Uniformmäntel aus, die ich seit Ewigkeiten trage. Ich soll statt dessen spielen, buntes aus Spanien, mit Stickereien. Hm. Ich sehe plötzlich zehn Jahre jünger aus.
Und weiter ins Theater. Wir sitzen allein in einer Loge und sehen genauso oft auf das Publikum, das sich schenkelklopfend amüsiert, wie auf die Bühne. Die Freundin geht in der Pause. Die Magenkrankheit. Ihr laufen vor Schmerzen die Tränen aus den Augen.
Nach der Vorstellung fahre ich nach Hause. Im Radio läuft ein phantastisches DJ-Set. Flug durch die Nacht. Ohne Rennen zu fahren diesmal.
Und auf dem Rasen in meinem Hof verstreue ich die restlichen Rosenblätter. Viele Hände voll.

Dieser Beitrag wurde unter Das Leben veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.