Surfpoesie

Ich experimentiere. Telefonate mit einem Menschen, den ich sonst nicht kenne, mit dem mich wenig verbindet. Abgesehen davon, daß wir beide auf der Suche sind.
Sich noch nie gesehen zu haben – abgesehen von schlechten Fotos – erhöht die Spannung, aber auch die Gefahr unhaltbarer Projektionen.
Er hat es lustvolles Stochern im Nebel genannt. Und bricht immer wieder in Klagen darüber aus, fehlzutreten, auf Widerstand zu stoßen, ins Leere zu greifen oder den idealen Moment vom letzten Mal nicht wiederzufinden.
Ich halte es mit den Surfern. Auf dem Board im Wasser treiben, am Sog des Wassers die kommende Welle spüren. Ihre Geschwindigkeit aufnehmen, aufsteigen. Sie dann zu reiten, ist ein Versuch mit offenem Ausgang. Alles ist möglich. Der Rausch, sich mit der Energie des Wassers über die Welt zu erheben oder der ersehnte und gefahrvolle Moment absoluter Intimität in einem Wassertunnel. Wahrscheinlicher sind abgebrochene Versuche und Stürze. Todesangst gar, wenn die brechende Welle den kleinen Menschen auf den Grund prügelt. Und noch wahrscheinlicher ist das: Naja, war ok. und die Überlegung, vielleicht den Strand zu wechseln. Denn genau die Strände, an denen wir nicht sind, haben die perfekteren Wellen. Sagt man.

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