Laß die Sterne oben, Baby!

Ich arbeite mich durch den Stapel Scott Fitzgerald. „Der große Gatsby“ ist genial, brilliant, einmalig. Als ich das Buch mit 17 zum ersten Mal gelesen habe, hab ich nicht die Bohne kapiert. Ich fand es schwülstig und dumm, daß sich ein Mann für eine Frau so aufreibt. Es war weder eine richtige Liebesgeschichte, es blieb ja alles im Ansatz stecken, noch eine Gangstergeschichte – hab damals ja auch viel Hammett und Chandler gelesen.
Gefühl für etwas differenziertere Ironie und pastellfarbenen Sarkasmus hatte ich damals nicht die Bohne.
Jetzt „Die Schönen und die Verdammten“. Komischer Roman, zerbricht wie ein kubistisches Gemälde. Teils Experimentierstrecke, teils Fitzgeralds Hochglanzprosa aus den Kurzgeschichten, teils ganz üble Durchsacker in Drittklassigkeit.

Die Texte sind mittlerweile 80 Jahre alt. Zu merken höchstens daran, daß nicht über Sex sondern über erotische Situationen geschrieben wird. Was nicht das Schlechteste ist, weil die Aufmerksamkeit tatsächlich bei den Figuren bleibt und nicht die Phantasie spazieren geschickt wird.

Ich würds so gern im Original lesen. Schon, um zu wissen, ob die Sprache tatsächlich so modern ist oder nur die Übersetzung.
Das ist mir bei Dos Passos so aufgefallen. Die Ausgabe von „Manhattan Transfer“, die ich vor über 20 Jahren gelesen habe, war sprachlich moderner, als die, die jetzt auf meinem Nachttisch liegt. Die wimmelt von Slang-Begriffen und Dialekten, die keine Sau mehr kennt.

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