Far niente!

Die letzten fünf Tage habe ich in vorwiegend in liegender Stellung (liegende Stellung, was für eine blöde Wort-Konstruktion!) auf dem Balkon verbracht.
Nichts tun ist eine Übung in Disziplin. Eingedenk der Tatsache, daß ich nach der letzten OP (wir erinnern uns: ein Organ verloren, Curare probiert) die Blödheit besaß, 2 Wochen später wieder 6 Stunden am Tag am Schreibtisch zu sitzen.
Unterdrückte Neigungen brechen sich Bahn. Es kommt zu Denkanfällen. Die Hirnperistaltik würgt die absurdesten Geschichten und Einfälle hervor. Kommunikationssucht befällt mich schüchternes, verstocktes Menschlein. Ich rufe freiwillig andere Menschen an, um mal ein Lebenszeichen von mir zu geben und freue mich wie irrsinnig über jeden Besuch.
Z.B. vom Filmbösewicht – diesmal als Cowboy verkleidet – nach zwei Martini Cocktails kniet er vor meiner Liege, küßt mir die großen Zehen und spendiert mir eine Fußreflexzonenmassage. Und die war den guten Bombay Saphire wert.
Oder vom Biertrinker. Er bringt ein Riesenglas Pflaumenmus mit und eine Orchidee (hat er sich das richtig überlegt, mir das Sorgerecht über diesem Blumentopf zu übertragen?) und fffumpt eine Flasche lauwarmes Flens, die er vor einer Minute in den Kühlschrank gestellt hatte, mit den Worten: „Mein Gott, hab ich einen Durst!“. Und ich hatte noch die Vermessenheit, ihm Eiswasser anzubieten…
Und H-Man, der Liebste, besorgt mir das Balkonruhebett, holt mich aus der Klinik ab und hört sich meinen Redeflash in der besten Bürozeit an. * hach *
La Primavera, Verissima, versorgt mich in den ersten Tagen. Und packt mir vor der Heimfahrt noch 6 Liter Frischmilch in den Kühlschrank, Verfallsdatum heute.
Als meine Mutter das hört, bekomme ich gute Ratschläge: Brot dazugeben und Zucker drüber streuen oder Gurken hineinreiben. Sie kommt richtig ins Schwärmen. Mama! Mir drohen übermorgen mehr als 4 Liter sauerer Milch. Die kann ich doch nicht aufessen. Was passiert dann überhaupt mit mir? Ich stelle mir gerade vor, wie sich meine Darmflora so energetisiert, daß sie nachts ausbricht und eine Spur der Verwüstung durch XBerg zieht. Erst kurz vor Neukölln kann das fahlweisse, blubbernde Ektoplasma aufgehalten und vernichtet werden.
Ok. , daß ich derzeit zu absurden Gedanken neige, erwähnte ich bereits.

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