Am Ende

EROS, der letzte Film von Michelangelo Antonioni. Für jeden, der nicht wahrhaben will, dass wir alle ein Ende finden werden, uns zu diesem Ende hin entwickeln, wie wir uns zu unserem Lebenszenit hin entwickelt haben: mit Hilflosigkeit, Suche, Fehlern, wahrscheinlich der schlechteste Film der Welt.
Für die, die es aushalten, dass ein 89jähriger, halbseitig gelähmter, halb blinder und sprachloser Mann seinen letzten Film an die Welt gegeben hat, ein schmerzhafter und schöner Abgesang. Ganz in der Art des Meisters, der uns mit seinem gnadenlosen Blick nie die Wahrheit erspart hat. Der uns unsere Wünsche und Sehnsüchte zeigte und sie in die Welt hinausschickte, wo sie langsam in der Sonne bleichten und im Wind des Lebens zerfielen.
Was ist geblieben? Kaum noch Auflösung, eher lebende Bilder, eine sehr statische Kamera. Bilder in der Art des frühen Picasso und Majoll (wird der so geschrieben?). Das Thema? Frauen. Nackt, mit Brüsten, Flanken und Schenkeln. Nicht jung, nicht sanft, nicht hingabevoll. Frauen in der Mitte des Lebens, fordernd, zänkisch, lüstern. Der Mann ist nur Werkzeug. Christopher Buchholz ist anwesend bei der Aufführung und erzählt vom Casting und den Dreharbeiten. Daß Antonioni von ihm eine Erektion verlangt hat und „real hard work“, um gleich darauf zu beruhigen: es sei nichts davon zu sehen. Er spielt nur das Instrument. Die Musik machen die Frauen.
Darauf also reduziert sich die Kunst eines alten Mannes, der dem Tod entgegengeht. Ein letzter Blick auf die Erotik und das, was einmal möglich war.
Es wäre interessant, zu wissen, was dereinst eine Regisseurin als letzte Arbeit einer sehr späten Phase präsentieren wird. Wird uns Kathryn Biegelow die Leben ihrer ungeborenen Kinder erzählen?
Die beiden anderen Filme, die dazu kamen, um den 20 Minuten dauernden Antonioni abendfüllend und marktfähig zu machen tragen zwar große Namen, sind aber nicht mehr als unterhaltsame, gut ausgestattete Fingerübungen. Stephen Soderbergs Equilibrium ist eine kleine Komödie im Stil der schwarzen Serie, die Robert Downey jr. einmal ganz anders zeigt. Wong Kar-Weis Manos präsentiert Gong Li als grausame Kokotte und übermittelt die wichtige Weisheit: Wenn du dir einen Mann hörig machen willst, dann greife ihm zwischen die Schenkel, streichele seinen Hintern, um dann, ohne abzusetzen, die Hand an den Mittelpunkt des Verlangens zu lenken und die Arbeit zu vollenden. Und wer nicht begriffen hat, wie es funktioniert, sehe sich den Film an.
GI Jane

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