Gewagte These

Mädchen wie ich brauchen ja immer eine kleine Sehnsucht. John Lennon ist leider schon eine Weile tot und mir war er sowieso zu hippiemäßig spinnert. Alain Delon ist ein selbstzufriedener fetter alter Sack geworden. Jeff Martin werde ich mit The Tea Party wohl kaum noch zu sehen bekommen, 6 oder 7 abgesagte Konzerte in Kanada, das sieht nach Auflösung aus.
James Blunt. Angenehm unprätentiös, ohne Geniekoller. Nett, aber weiß sehr genau, was er will. Und daß er es ohne große Show erreichen kann.
Aber jetzt mal kurz eine Randbemerkung. Ich höre Netzradio, weil das Internet hier so schnell ist, daß es einen Kondensstreifen macht. Und mein Tipp für alle, denen von „Last Christmas“ von Wham! schon kotzübel ist: Weihnachtssoul auf Classic Soul Network .
Zurück zu James Blunt. Seine Musik ist jenseits von gestylten Boybandprodukten. So authentisch, daß sie peinlich werden könnte. Softies, die einen Seelenstriptease hinlegen, gibt es genug. Ich habe mich gewundert, wie er diese Gratwanderung erfolgreich hinbekommt. Und dann habe ich ein paar Hintergrundinformationen gelesen. Kommt aus einer Soldatenfamilie. Eine militärische Laufbahn war klar. Er hat mit 16 den Flugschein gemacht, ist nach der Schule sofort auf die Militärakademie gegangen. War in der Leibgarde der Königin und mit 23 jüngster englischer Führungsoffizier im Kosovo. Und mit Mitte 20 hat er sich dann gesagt, das reicht mit der Uniform, jetzt macht er nur noch Musik. Hammer. Mit 23 überlegen deutsche Wehrdienstverweigerer gerade mal, ob sie denn in Berlin oder Göttingen Psychologie studieren wollen.
Und jetzt kommt meine gewagte These: Vielleicht schadet das Militär Männern doch nicht so, wie immer behauptet wird. Oder mal eine deutliche Elvira-Ansage: Wer mich nachhaltig beeindrucken will, muß gedient haben und wissen, wie man eine Waffe anfaßt. Oh oh, das Geheul, das das auslösen wird. Als ich jünger war, war Pazifismus seelisch überlebenswichtig. Schließlich gehöre ich noch zur Generation Wehrunterricht in der DDR. Aber mittlerweile sehe ich, daß das Militär für Männer eine Reifeinstanz ist, die keine Zivitätigkeit ersetzen kann. (Und wenn Mann hinterher weiß, was er nicht will!) So wie Kinderkriegen für Frauen durch nichts kompensiert werden kann.
Vielleicht kommt jetzt meine frühkindliche Prägung durch, als Kind habe ich Militärparaden über alles geliebt. Und mein Großvater in Uniform, der kam gleich nach Gott. Also, Absolution, ich kann nichts dafür!

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